SUAL Archives | 2017

Peter Ablinger: In G for cello and environment

Duration:      17‘36“
Featuring:     Peter Ablinger, sound direction | Matthias Lorenz, violoncello
Type:              Recorded live at SUAL 2017
Credits:         Audio recording and editing by BG

In G

Harmonie und Elektrizität

Es gibt kaum noch einen Ort, innen wie außen, an dem nicht Elektrizität vorhanden ist und somit das elektrische Spektrum den jeweiligen Ort grundiert. Elektrizität grundiert nicht nur unsere soziale/ökonomische Welt, sondern auch unser akustisches Umfeld. Ja, sie hat sich zu ihrer Voraussetzung gemacht. Und (gerade auch) Konzertsäle, Orte, die ursprünglich gebaut wurden, um uns von der sozialen/ökonomischen Welt abzuschotten, sind mit ihrer Licht- und Audiotechnik nicht nur davon betroffen, sondern gründen gerade auf der Voraussetzung Elektrizität.

Die Welt ist in Länder eingeteilt mit einer Stromfrequenz von 50Hz (z.B. Europa) oder einer mit 60Hz (z.B. Nordamerika). Die Welt reduziert sich, bis auf Ausnahmen in Bahn und Industrie, auf 2 Harmonien. Eine 50Hz Frequenz besteht aus einem Grundton zwischen Contra-G und Contra-Gis und allen seinen harmonischen Obertönen. Ein temperiertes oder “rein” intoniertes g oder gis – egal in welcher Oktavlage – generiert also unweigerlich eine Schwebung oder Dissonanz. Ein einzelner Ton erzeugt also bereits Inharmonizität. Harmonische Musik im strengen Sinne wäre nur mehr möglich, wenn sie sich an der örtlichen Stromfrequenz orientierte (und am Raum!).

Alles andere ist Dissonanz.

[Peter Ablinger]

Matthias Lorenz

Matthias Lorenz wurde 1964 in Bensheim/Bergstraße geboren, wo er auch seine Kindheit und Jugend verbrachte. Nach dem Zivildienst in der Nähe von Gießen nahm er 1986 sein Cellostudium in Frankfurt/Main bei Prof. Gerhard Mantel auf. Bereits vor Studienbeginn war die Entscheidung gefallen, den Schwerpunkt auf zeitgenössische Musik zu legen. Obwohl es einen solchen Studienschwerpunkt nicht gab, ließ er sich in den Freiräumen, die die Studienordnung bot, realisieren. Kurse unter Anderem bei Wolfgang Boettcher und Siegfried Palm ergänzten die cellistische Ausbildung. Seit dem Studienende ist er als freischaffender Cellist tätig, hauptsächlich mit zeitgenössischer Musik. Neben die E-Musik — zu der mittlerweile auch Musik mit Live-Elektronik zu rechnen ist — treten dabei immer wieder andere Genres. Randbereiche der Rock- und Popmusik (zusammen mit Albrecht Kunze und Irmin Schmidt), Bühnenmusiken (u.a. für das Frankfurter Ballett), Improvisierte Musik. Zu seinem solistischen Spiel sind im Laufe der Zeit zunächst das elole-Klaviertrio, dann auch das ensemble courage hinzugekommen.

http://www.matlorenz.de

Peter Ablinger

By now I have grown older, and use glasses increasingly often. With glasses I can see roughly as well as I used to. Without glasses I see less, and distant things in particular are blurred. So I have the impression that my radius of perception is narrowing, withdrawing to the point from which I gaze. I have the impression that without glasses, I lose something of the world that I can still retain with glasses. The impression (the illusion) is interesting, because one wonders what really makes the difference between a world that is reached (even better) and one that is no longer (or less well) reached.

Peter Ablinger, born in Austria in 1959, has lived in Berlin since 1982.

http://ablinger.mur.at

[info as of 12/2017]